Wir gehen in Pause…

Das Offene Klimatreffen Dortmund wird vorerst unbegrenzt pausieren. Das haben wir bei unserem letzten Treffen vor wenigen Wochen beschlossen. In diesem Text wollen wir die Gründe für diese Pause erklären und einen Ausblick darauf geben, wie es weitergeht.

Klimabewegung in der Krise
Wir haben das Offene Klimatreffen Dortmund im September 2021 gegründet. Unser Ziel war es, antikapitalistische Kräfte in der Dortmunder Klimabewegung zu sammeln und zu bündeln, um eigene Kämpfe zu entfalten und die Sichtbarkeit einer antikapitalistischen und klassenkämpferischen Position in der Bewegung zu stärken. Wir wollten also Teil der Klimabewegung sein, eine Ergänzung zu bereits existierenden Gruppen und Bündnissen. Dass das nicht so recht geklappt hat, liegt daran, dass die Klimabewegung hier wie überall in Deutschland aktuell eine Phase der Schwäche durchläuft. Mobilisierungen werden kleiner, Gruppen inaktiver und viele Strukturen lösen sich auf. In Dortmund ist die Klimabewegung im vergangenen Jahr kaum noch sichtbar gewesen. Das führte dazu, dass wir uns mehr und mehr damit konfrontiert sahen, Proteste oder Aktionen hauptsächlich oder alleine stemmen zu müssen. Das hat uns schlicht überfordert. Eine echte Bewegungsdynamik hat gefehlt.
Konzept „Offenes Treffen“ nicht durchdacht
Unsere ersten offenen Treffen im Herbst 2021 waren gut vorbereitet und auch gut besucht. Danach nahm allerdings Vorbereitung und auch die Besucher:innenzahl der Treffen stetig ab. Wir haben es nicht geschafft, kontinuierlich interessante Angebote für außenstehende Menschen zu organisieren. Zwar standen immer Diskussionsrunden, Vorträge und ähnliches im Raum – an einem gewissen Punkt schenkten wir aber der Umsetzung von Aktionen mehr Aufmerksamkeit als der Vorbereitung der offenen Treffen. 
Auch das Zusammenspiel zwischen dem Kreis, der die Treffen und viele Aktionen vorbereitete und den offenen Treffen hat nicht so funktioniert, dass wir Menschen wirklich mitnehmen konnten. Dadurch sind viele Menschen, die mal da waren, schnell wieder „rausgefallen“.
Zu viel vorgenommen
Unser Ziel war es von Anfang an, nicht nur Demos und anderen sichtbaren Protest zu organisieren, sondern grundlegender soziale und ökologische Kämpfe zu führen. Das Thema Klimagerechtigkeit also auf konkrete Problemfelder herunterbrechen und dort mit Menschen außerhalb der Klimabewegung aktiv werden. Das haben wir zum Beispiel versucht beim Thema der steigenden Energiepreise. Aber auch beim Thema Bus und Bahn kostenlos zu machen. Wir halten die grundsätzliche Idee dahinter immer noch für richtig. Demos alleine werden nichts verändern. Wenn wir wirklich was verändern wollen, dann müssen wir anfangen, langfristige Kämpfe aufzubauen und Menschen außerhalb unserer Szene und unsere gemeinsamen Probleme anzusprechen. Dennoch hat uns das überfordert. Denn langfristige Arbeit außerhalb der Szene ist extrem anstrengend. Es standen einfach zu viele Themen gleichzeitig auf der Tagesordnung. Und statt uns zu beschränken haben wir versucht, sie alle gleichzeitig zu bearbeiten. Dadurch sind einzelne Themen immer wieder liegen geblieben und es ist uns gar nicht gelungen dazu eine richtige Arbeit zu entfalten. 
Außerdem haben wir erkannt, dass das Klimatreffen bei vielen Themen gar nicht das richtige „Format“ ist, um in die Gesellschaft zu wirken. Beim Thema der steigenden Energiepreise war es beispielsweise schon eine Herausforderung zu erklären, was die Klimakrise überhaupt mit den steigenden Energiepreisen zu tun hat. Abgesehen davon erschloss sich vielen Menschen zu recht nicht, warum man sich denn nun gegen die steigenden Energiepreise in einer Klimagruppe engagieren soll. Hier haben wir erkannt, dass es andere Organisationsformen braucht, um Menschen außerhalb der Szene tatsächlich anzusprechen. 
Eigene Neuorientierung
Im Sommer haben wir aus dieser Erkenntnis bereits erste Konsequenzen gezogen. Unsere Arbeitsgruppe zu den Energiepreisen hat sich aus dem Klimatreffen ausgegliedert und wurde zur Initiative „Gemeinsam gegen Preiserhöhungen“. Vielen von uns erschien es angesichts der fehlenden Dynamik in der Klimabewegung und der gesellschaftlichen Relevanz der Preiskrise sinnvoll, sich mehr auf dieses Thema zu fokussieren. So arbeiteten diejenigen, die bisher den Großteil der organisatorischen Arbeit im Klimatreffen geleistet hatten, nun in der neuen Initiative in der ein oder anderen Form mit. Diese Neuorientierung sorgte letztlich dafür, dass – gepaart mit anderen Gründen – kaum noch Zeit für das Klimatreffen blieb und wir uns letztlich zu dieser Pause entschieden haben.
Es war nicht alles schlecht
Wir sind an unseren eigenen hohen Ansprüchen eine klassenkämpferische Organisierung in der Dortmunder Klimabewegung aufzubauen, vorerst gescheitert. Das ist offensichtlich. Dennoch war das letzte Jahr an Arbeit nicht verschenkt. Wir haben wertvolle Erfahrungen gesammelt und Fehler gemacht, die wir nicht nochmal machen werden. Und natürlich gab es auch viele tolle Momente wie die antikapitalistischen Blöcke bei den Klimastreiks von Fridays for Future, unsere Demo für Lützerath letzten Dezember und die starke Beteiligung beim vergangenen anarchistischen 1. Mai. Vor allem aber haben wir einander kennengelernt: Vor einem Jahr kannten wir uns überhaupt nicht. In den letzten zwölf Monaten ist aus uns ein Kreis von Menschen geworden, die wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Diese Kraft und diese Freundschaften nehmen wir mit in die Arbeit, die wir jetzt und zukünftig machen. 
An dieser Stelle möchten wir alle herzlich grüßen, die im Laufe des letzten Jahres mit uns zusammengearbeitet und gekämpft haben. Auch ihr habt das Klimatreffen geprägt. 
Wie es nun weitergeht
Was es das nun ganz? Zumindest voerst werden wir die Klimatreffen pausieren und das ohne zeitliches Limit. Das heißt aber nicht, dass das Klimatreffen einfach Geschichte ist. Unsere internen Strukturen, unsere gesammelten Materialien und dieser Account bleiben bestehen. Wir haben die Hoffnung, dass sich in der Zukunft wieder Menschen finden werden, die unsere Mission neu aufnehmen werden oder wir selbst wieder die Zeit finden als Klimatreffen aktiv zu werden. Denn wir glauben, dass diese Art von Organisierung wichtig ist. Wenn ihr also aktiv werden wollt, dann meldet euch einfach bei uns – am besten per Direktnachricht hier auf Instagram. Dann schauen wir gemeinsam, was wir machen können. Zu punktuellen Anlässen wie den Globalen Klimastreiks werden wir uns zudem weiter als Klimatreffen beteiligen. Und wir werden die lang geplante Demo am Tag der drohenden Räumung Lützeraths durchführen. Das haben wir uns fest vorgenommen. 
Das in unserer Gruppenkasse verbliebene Geld wird aber erst einmal „Gemeinsam gegen Preiserhöhungen“ zu Gute kommen. Wir glauben, dass es da gerade am besten aufgehoben ist. 
Trotz dieser eher wenig guten Nachrichten wollen wir nicht verzagen. Es war ein intensives und tolles Jahr. Und auch wenn wir jetzt erstmal pausieren ist ja nicht aller Tage Abend. Hoffentlich auf bald!
Organisatorischer Kreis des Offenen Klimatreffen